Das ABC DES LERNENS – mit G wie Gedächtnistraining
Wie kann man das Gedächtnis trainieren und was braucht es, um die Leidenschaft fürs Lernen zu wecken? Sie erfahren es hier im aktuellen Blog.
Der Buchstabe G brachte mich unweigerlich zum Thema Gedächtnis, und damit zu Begriffen wie Gewohnheiten, Gedächtnissysteme und Grit.
Daher G wie
• Gedächtnis
Ohne funktionierendes Gedächtnis wäre Lernen schlicht nicht möglich. Die verschiedenen Gedächtnissysteme entwickeln sich fortlaufend und zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Da unser Gehirn plastisch ist, findet diese Entwicklung bis ins hohe Alter statt, teilweise können durch diese Plastizität sogar Verletzungen oder ein Abbau (Demenz) kompensiert werden. Je besser und vielseitiger unsere Hirnzellen verdrahtet sind, umso mehr Möglichkeiten stehen bei Bedarf zur Verfügung.
Das Arbeitsgedächtnis beginnt sich bereits im ersten Lebensjahr zu entwickeln. Es hält Informationen, die wir zur Verfügung haben, «online» und erlaubt uns, sich fortlaufend aus dem Schatz unseres Wissens zu bedienen: in einem Gespräch, während eines Vortrages oder einer Prüfung. Das Arbeitsgedächtnis lässt uns in der Schule, im Sport oder bei anderen Tätigkeiten unser bewusstes (explizites) und unbewusstes (implizites) Wissen abrufen und anwenden. Das bedeutet: Jedes Gedächtnissystem wird aus Erfahrungen, Wissen und Können gespeist und ist auf fast alle Bereiche im Gehirn aufgeteilt. Es ist also kein Speicherort, sondern eine Netzstruktur, die laufend erweitert oder reaktiviert werden kann.
Tipps: Gründlich wiederholen, anfangs in kleinen Portionen lernen, alles Wesentliche einem Gegenüber erzählen, das Wichtigste in einer übersichtlichen Struktur darstellen, einen besonders komplizierten Sachverhalt auswendig lernen und sich überlegen, ob es dazu weiterführende Gedanken oder Fragen gibt.
• Gewohnheiten
Die meisten Kleinkinder haben sich wahrscheinlich gesträubt, als ihnen die Eltern das Zähneputzen beibringen wollten. Jahre später wäre es für sie undenkbar, ohne Zähne putzen ins Bett zu gehen. Es ist zur Gewohnheit geworden. So bauen wir seit frühester Kindheit Verhaltens- und Denkmuster auf, bewusst oder unbewusst. Manche davon sind sehr hilfreich, auf andere würden wir liebend gerne verzichten, einige sind uns gar nicht bewusst.
Und dann gibt es auch noch die Nicht-Gewohnheiten, die uns vieles erleichtern würden. Denn, Gewohnheiten hinterlassen in unserem Gehirn Spuren, man nennt es Priming. Ein Weg, der oft gegangen wurde, der unser Denken und Handeln sofort und stark beeinflusst. Oft braucht es nur ein Wort, einen Gedanken oder eine Tageszeit, um eine Gewohnheit zu aktivieren.
Neue Gewohnheiten aufzubauen fordert viel Energie und Willenskraft. Wer sich nicht gerne an der frischen Luft bewegt, findet über Jahre hinweg Ausreden, es nicht zu tun, obwohl er es eigentlich möchte. Findet diese Person aber einen Weg, dies dennoch über einen gewissen Zeitraum regelmässig zu tun, wird sie nicht mehr darauf verzichten wollen. Genau so geht es uns mit dem Lernen. Oft begegne ich Jugendlichen, die jahrelang nicht wirklich oder nur selten lernen mussten. Dies kann sich bei einem Stufen- oder Schulwechsel schnell verändern. Leider haben sie es bis dahin verpasst, sich Lerngewohnheiten und Strategien aufzubauen.
Gewohnheiten können verändert werden:
- Wenn wir selbst daran glauben und dies auch wirklich wollen.
- Wenn wir ein klares Ziel formulieren und es in machbare Etappen aufteilen.
- Es ist einfacher, Routinen zu ändern, wenn wir dies gemeinsam mit anderen machen.
- Unterziehe bisherige Gewohnheiten einer kritischen Prüfung. Welche helfen mir, meine Ziele zu erreichen? Welche neuen Gewohnheiten soll ich aufbauen? Zum Beispiel eine konstruktive Lernpartnerschaft, ein bestimmter Lernrhythmus, klare Arbeitsstrategien, Pausen…. Das Repertoire kann motivierend und abwechslungsreich sein.
• Grit
Der Neurowissenschaftler Martin Korte spricht von Grit als der Fähigkeit, hartnäckig ein Ziel zu verfolgen. Laut seiner Untersuchungen sind es folgende Eigenschaften, die eine Steigerung der Leistungsfähigkeit bewirken: Neugierde, Motivation, Ausdauer, Frustrationstoleranz, Fokussierung und langfristige Ziele verfolgen. Viele Studien haben belegt, dass diese Fähigkeiten den grösseren Einfluss auf Erfolg haben als Talent und IQ. Dies gilt für alle Lebensbereiche, nicht nur für das schulische Lernen. Es geht darum, seine Leidenschaft zu entdecken, was gerade in der Pubertät eine enorme Herausforderung sein kann.
Es sind zudem Persönlichkeitsmerkmale, die sich im Laufe der Jahre verändern können, auf die wir aber Einfluss haben. Deshalb schreibt das Leben diese wunderbaren Geschichten, in denen sich aus gelangweilten, desinteressierten Jugendlichen plötzlich engagierte junge Menschen mit ausserordentlichen Fähigkeiten und eben dieser Leidenschaft entwickeln.
Ich wünsche Ihnen viel Motivation und Ausdauer, neue Gewohnheiten und Leidenschaften zu entwickeln. Seien Sie sich sicher, ich werde weiterhin leidenschaftlich an weiteren Blogs arbeiten.