
Das ABC des Lernens: H wie Haha, es darf gelacht werden!
Jetzt wird aufgeräumt mit dem Mythos der verschiedenen Lerntypen, denn wir können sie alle sein.
Der Buchstabe H führt uns heute zu unseren Hirnhälften, deren Mythen und was man von Lerntypen sowie davon abgeleiteten Lernstilen halten kann. Zudem beschäftigte ich mich mit der Frage, weshalb wir den Sinneskanal Hören so leicht übersehen und weshalb Humor in keiner Lernbeziehung fehlen darf.
H wie
• Hirnhälften (Hemisphären)
Einer der hartnäckigsten Neuromythen behauptet, dass unsere linke Gehirnhälfte analytisch sei und die rechte kreativ. Ebenso hartnäckig hält sich der Mythos vom Lerntyp, der die vier Lerntypen unterscheidet:
- Der visuelle Typ, der die Dinge sehen muss, um sie zu lernen.
- Der auditive Typ, der über das Gehörte lernt.
- Der haptische Typ, der über das berührende Handeln lernt.
- Der kognitive Typ, der Denker, der durch Überlegung lernt.
Diese Einteilungen in links und rechts oder eben in die Lerntypen ist deshalb irreführend, weil Informationsverarbeitung niemals in einem isolierten sensorischen System stattfindet. Eine einzelne Sinneswahrnehmung (riechen, tasten, sehen, hören, schmecken) sagt zudem nichts über das Verstehen aus. Ausserdem sprechen die meisten Informationen mehrere Sinneskanäle an: Das frische, knusprige Brötchen riechen, schmecken, fühlen und geniessen wir auf vielfältigste Weise.
Genau so geht es uns beim Lernen. Die Lernenden profitieren am meisten, wenn ihnen Lerninhalte mehrkanalig, gut strukturiert und altersentsprechend präsentiert werden. Zwei grundlegende Verhaltensweisen bestimmen den Lernerfolg: Es sollten möglichst viele Sinneswahrnehmungen angesprochen werden und der Lernende sollte aktiv am Lerngeschehen beteiligt sein: sprechen, aufschreiben, skizzieren, erklären, zusammenfassen. All das sind Tätigkeiten, die viele unserer Gedächtnissysteme aktivieren und so ein Netzwerk schaffen. Wird nur noch digital gelernt, kommen diese Informationen sehr eindimensional an und das Gedächtnis hat eine eingeschränkte Auswahl, um die Informationen abzuspeichern und später wieder zu aktivieren.
Natürlich ist es wichtig herauszufinden, wie man sich das Wissen am besten aneignet und mit welcher Strategie. Wenn ich mich aber auf einen Lerntyp beschränke, bleiben viele Lernhilfen und Zugangskanäle ungenutzt und ich fühle mich schnell überfordert, weil im Unterricht nicht explizit «mein Lerntyp» angesprochen wird.
• Hören
In meinem Praxisalltag mache ich immer wieder die Erfahrung, dass dem auditiven Sinneskanal wenig Beachtung geschenkt wird. Kinder können wunderbar vor sich hinträumen und Gehörtes ausblenden. Das ist eine beneidenswerte Fähigkeit. Probleme können dann entstehen, wenn das Gehör oder die auditive Verarbeitung nicht richtig funktionieren. Dies sollte von einer Fachperson abgeklärt werden.
Es kann aber auch sein, dass nichts von dem zutrifft und das Kind – oder die Umgebung – diesen Sinneskanal einfach zu wenig nutzt. Dabei entziehen sich ihm viele Informationen und Reaktionsmöglichkeiten und somit auch die Chance, seine Verarbeitung zu überprüfen. Um den auditiven Verarbeitungskanal zu fördern, braucht es oft wenig:
- Bewusstsein stärken: Nimm Geräusche oder Gesprochenes bewusst wahr, versuche zu filtern, setze deine maximale Aufmerksamkeit in Zeiteinheiten ein (zum Beispiel die ersten 10 Minuten einer Lektion).
- Notizen machen: Um dem mündlichen Unterricht besser folgen zu können, hilft es dir, wenn du zum Inhalt Notizen, Stichwörter, Skizzen oder Zeichnungen machst. So erhöhst du deine Eigenaktivität und bist nicht nur passive/r Zuhörer/in.
- Selbstbeobachtung: Wie lange dauert meine Aufmerksamkeitsspanne? Kann ich sie steigern?
- Hörübungen: Es gibt viele interessante Podcasts. Bau dir das Hören in deinen Alltag ein. Egal, ob es Fremdsprachen oder andere Informationen sind, die du auf Tonträgern findest. 10 Minuten pro Tag helfen bereits.
Für jüngere Kinder sind Spiele sehr geeignet, um die auditive Wahrnehmung zu fördern. Dazu gibt es eine grosse Auswahl, angefangen bei Detektiv Langohr (ab 4 Jahren) bis zu Plosivo (ab 8 Jahren).
• Humor
Lachen entspannt, verbreitet gute Stimmung, fördert das soziale Miteinander und steigert die Lerneffektivität. Ob Lehrpersonen, Eltern oder die Lernenden selbst: Alle können mit wertschätzendem Humor die Stimmung beeinflussen. Besonders wichtig ist auch die Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können.
Zum Thema Lernen und Humor gibt es viele Studien. Ein kleiner Auszug daraus: Humor weckt das Interesse der Schüler und Schülerinnen. Der Lernstoff wird durch positive Emotionen und Humor besser behalten. Er hilft, Lern- und Schulängste abzubauen und er fördert das Selbstwertgefühl, die Sozialkompetenz und die Kontaktbereitschaft.
Und deshalb beende ich diesen Blog mit einem Witz: «Herr Lehrer, was heisst das, was Sie da unter meinen Aufsatz geschrieben haben?» «Du musst deutlicher schreiben.»