
Das ABC des Lernens im gelockerten Modus: F wie fantastisch!
Inzwischen ist ein bisschen Normalität eingekehrt, umso wichtiger ist es, unser Gehirn fit zu halten und Fragen zu stellen.
Eigentlich wissen wir es: Fitness fühlt sich gut an und steigert die Lebensfreude. Ich bin aber der Frage nachgegangen, welchen Einfluss körperliche Bewegung auf die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns hat und wie wir unser Gehirn (und unseren Körper) fit halten können.
Daher F wie
• Fitness fürs Gehirn
Unser Gehirn reagiert sensibel auf Überforderung und Stress. Mögliche Reaktionen sind Vergesslichkeit, Denkblockaden, Konzentrationsschwierigkeiten und ungenügende Speicherung von Informationen. Dabei verdrängen Zeitdruck, Leistungsdruck oder dauernde Überreizung die Kreativität und Fantasie aus unserem Alltag. Hingegen Unterforderung durch zu viele Routineaufgaben, das Wiederholen von alten Denk- und bekannten Lösungswegen lässt es träge werden. Was also hält unser Gehirn fit?
Unsere Nervenzellen (Neuronen) sind für unser Denken, unser Fühlen, unsere Wahrnehmung, unsere Emotionen sowie für viele geistige Prozesse wie Entscheidungsfindung, Gedächtnis oder das Assoziieren verantwortlich. Alles, was wir unserem Gehirn zukommen lassen, hinterlässt dort Spuren. Oder eben nicht. Es ist also von grösster Bedeutung, wie vielseitig wir unsere Nervenzellen miteinander verknüpfen, mit welchen Informationen wir sie füttern und wie wir unser Wissen verankern. Um für unser Gehirn optimale Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen, sollten wir vier Punkte beachten:
1. Ernährung: Das Gehirn beansprucht 20-25 % der aufgenommenen Energie. Es spielt deshalb eine entscheidende Rolle, ob wir es mit Fast Food füttern oder mit ausgewogener, nährstoffreicher Kost (Brainfood wie Haferflocken oder Brokkoli wäre der Modebegriff dazu). Wichtig ist auch genügend Flüssigkeitszufuhr, um Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit zu verhindern.
2. Im Schlaf werden zahlreiche Funktionen unseres Gehirns gefördert, wie zum Beispiel lernen und erinnern. Genügend Schlaf unterstützt unsere körperliche und seelische Gesundheit. Auf dieses komplexe Thema werde ich beim Buchstaben S vertiefter eingehen.
3. Bewegen wir uns im aeroben Bereich, d. h. mit ausreichender Sauerstoffzufuhr, indem wir laufen, wandern, Velo fahren, schwimmen oder Gymnastik machen, wird unser Gehirn mit mehr Sauerstoff versorgt, wir bauen Kraft und Energie auf, Denken und Erinnern funktionieren besser. «Ich laufe nicht für meine Figur, ich laufe für mein Gehirn», schreibt Dr. Manuela Macedonia in ihrem eindrücklichen Buch BEWEG DICH! UND DEIN GEHIRN SAGT DANKE. Sportliche Aktivität erhöht gemäss ihren Untersuchungen die Dopaminausschüttung, das unser Belohnungssystem steuert und so Glücksgefühle auslöst. Zusätzlich hält Dopamin unsere motorischen Fähigkeiten aufrecht, es steuert unsere Bewegungsabläufe. Sie belegt weiter, dass regelmässige Bewegung die Impulskontrolle und die Aufmerksamkeit bei Jugendlichen positiv beeinflusst.
4. Denken: Wir formen unser Gehirn durch die Art, wie wir es nutzen. Unabhängig vom IQ haben wir täglich die Gelegenheit, unsere Nervenzellen miteinander zu verknüpfen (Bildung von Synapsen) und so unsere Denkfähigkeit zu fördern:
Wenn Sie diesen Satz entziffern konnten, wurden einige Ihrer Nervenzellen aktiviert! Als Steigerung können Sie den Satz rückwärts aufsagen. Tipp: Kommas geben Struktur.
• Fragen
Kleine Kinder stellen tausend Fragen, sie wollen alles erkunden und sind überzeugt davon, dass wir Erwachsenen alles wissen. Ihre Neugierde treibt sie voran und lässt sie täglich durch Beobachten, Nachahmen und Experimentieren enorme Lernschritte machen. Doch viele von ihnen werden zu Jugendlichen, die sich schämen, Fragen zu stellen und lieber mit ungutem Gefühl - vielleicht sogar mit Versagensängsten - vor Aufgaben sitzen, die sie als unlösbar empfinden.
Ein Teil der Erklärung für diesen Wandel könnte der Wunsch nach Autonomie und Abgrenzung sein. Auch Verweigerung gegen die Anforderungen, die wir an sie stellen und deren Sinn, der sich ihnen nicht erschliesst, könnten Ursachen dafür sein. Ebenso die Scham vor Gleichaltrigen, etwas nicht zu wissen – oder das Gegenteil – ein Streber zu sein. Vielleicht haben sie einfach schlechte Erfahrungen gemacht. Man hat ihre Fragen nicht ernst genommen, keine Zeit gehabt, sie als unaufmerksam bezeichnet, ihnen Lösungen statt Antworten gegeben oder sie spürten Ärger und Ungeduld in der Reaktion der Erwachsenen.
Gelingt es uns, eine Beziehung zum Jugendlichen aufzubauen, in der er das Vertrauen hat, Fragen zu stellen, können wir uns glücklich schätzen. Ein Rezept dazu gibt es nicht. Doch ein paar Gedanken können hilfreich sein: Dem Jugendlichen nahe zu sein, sich für das, was er tut zu interessieren, nur seine Fragen beantworten und nicht gleich einen Grundsatzvortrag zu halten. Damit öffnen wir vielleicht eine Türe und er oder sie fühlt sich weniger allein.
Gerade im Umgang mit Texten sind Fragen klärend und strukturierend. Sie helfen, den Text zu formulieren oder zu analysieren. W-Fragen eignen sich dafür sehr gut: Wer tut was? Wann? Wo? Wie? Warum? Mit welchem Resultat? Das Leitmotiv lässt sich so leichter erkennen oder hervorheben.
In meinem Alltag spielt der Umgang mit Fragen eine zentrale Rolle. Sie zeigen, wo ein Jugendlicher in Bezug auf sich selbst, den Stoff und seine Selbsteinschätzung steht. Sie erzählen mir etwas über seine Reife, Selbstwirksamkeit und Motivation. Und wir Erwachsenen müssen uns bewusst sein, dass es Mut und Vertrauen erfordert, Fragen zu stellen.
Ich hoffe, Sie sind schon gespannt auf meinen nächsten Blog und Sie dürfen mir auch jederzeit Fragen stellen zu diesem oder anderen Lernthemen.