
Das ABC des Lernens: Mit Kommunikation geht es weiter.
Haben Sie manchmal das Gefühl, Sie stossen mit Ihrer Kommunikation bei Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter auf Unverständnis oder auf taube Ohren? Die nonverbale Übung zur inneren Haltung könnte hier helfen.
Der Buchstabe K beschäftigt sich mit der Wirkung und den Grenzen unserer Kommunikation, dazu gehört auch der Umgang mit Konflikten. Was uns in solchen Situationen manchmal schwerfällt: Gegenüber Jugendlichen auszudrücken, dass wir ihnen Vertrauen schenken und sie somit ermutigen. Eine einfache Übung kann Ihnen dabei helfen.
K wie
• Kommunikation
Die Bedeutung einer offenen, klaren und wertschätzenden Kommunikation ist uns heute allen bewusst. Mit dem, was wir sagen oder nicht sagen, übernehmen wir Verantwortung. Wir können in Studiengängen einen Master- oder Doktortitel darin erreichen. Ämter, Firmen und Politiker haben ihre geschulten Sprecherinnen, auch für Eltern und Erziehende ist die Palette an Kursen gross, um nicht in die Falle der negativen Diskussionen bis hin zu Schuldzuweisungen zu tappen. Satzanfänge wie: «Nie machst du ..., schon wieder hast du …, immer willst du …, mach doch endlich ...» führen selten zu einer Verbesserung der Situation. Im Gegenteil, die Jugendlichen (auch Erwachsene) schalten ab und fühlen sich unverstanden. Sie machen dicht. Selbst konstruktive Satzanfänge mit Ich-Botschaften wie «Mir ist es wichtig ... oder ich wäre froh, wenn …» führen nicht immer zum gewünschten Erfolg. Wir kommen also nicht umhin, die Wirkung von dem, was wir sagen, immer wieder selbstkritisch zu überprüfen.
«Der Erfolg von Kommunikation zeigt sich stets in deren Wirkung beim Empfänger, nicht in der Absicht des Senders», bringt Wolfgang J. Linker dieses Phänomen auf den Punkt. Wenn wir es ehrlich meinen und authentisch in unserer Aussage sind, werden wir immerhin gehört und als anteilnehmend wahrgenommen. Das kann eine wertvolle Basis für künftige Diskussionen sein.
Wir müssen uns aber auch bewusst sein, dass wir manchmal trotz bester Absichten und makelloser Kommunikation in den Augen der Jugendlichen scheitern. Es hilft ihnen, sich von den Erwachsenen abzugrenzen, ihren eigenen Weg zu beschreiten. Sie wollen gar nicht immer verstanden werden. Umso wichtiger ist es, dass wir zu unserer Meinung stehen und diese auch ausdrücken. Denn Konflikte gehören zu einer lebendigen Beziehung und zeugen ebenso von einem starken Selbstbewusstsein wie auch von einer tragenden Beziehung: «Ich habe den Mut, meine Meinung zu vertreten, dafür einzustehen und werde gehört.» Hat ein Jugendlicher diesen Hintergrund, ist die Familie das beste und erste Übungsfeld, um die Wirkung auszuloten und eventuell zu korrigieren.
• Nonverbale Kommunikation – eine spannende Übung
Situation: Sie erreichen Ihren Sohn/Ihre Tochter im Moment nicht, es gibt Streitigkeiten und Unverständnis, Massnahmen scheinen die Situation zu verschlimmern. Sie sind aber zutiefst überzeugt, dass dies nur eine Phase ist und dass Ihr Kind stark genug ist, seinen Weg zu machen.
Handlung: In dieser angespannten Zeit wählen Sie zwei Tage in der Woche aus, an denen Sie Ihr Kind mit dem Blick anschauen, der ihm sagt: Ich traue dir zu, dass du für dich einen guten Weg findest. Ich bin stolz auf dich und unterstütze dich. An diesen beiden Tagen begegnen Sie Ihrem Kind mit offener und wertschätzender Haltung und möglichst wenig Anweisungen. Ideal ist es, wenn beide Elternteile mitmachen. Beobachten Sie die Wirkung, auch bei sich selbst!
Hinweis: Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Kind stark genug ist, um seinen Weg zu gehen, lohnt es sich, eine Fachperson zu Rate zu ziehen.
• Konflikte
Das Gegenüber mit der eigenen Meinung oder Haltung zu konfrontieren, braucht Mut, Überzeugung und Argumente. Einen Konflikt auszuhalten, erfordert wesentlich mehr Energie als sich anzupassen. Gelingt es uns, in den Diskussionen eine Kultur des Andersdenkens statt des Rechthabens zu schaffen, geben wir den Heranwachsenden ein wertvolles Rüstzeug mit auf ihren Weg. «Wenn man nur Situationen aufsucht, in denen man sich wohlfühlt, findet keine Entwicklung statt», erklärt Prof. Cornelia Wrzus in ihrem Artikel über Charakter und Persönlichkeit. Die schlechtere Variante von Konfliktaustragungen ist die passive Aggression; sie konfrontiert nicht, sondern manipuliert und ist im Alltag häufig anzutreffen. Sie verweigert sich sanft: «Ich würde ja gerne, kann aber leider nicht …», «Du machst das so super, viel besser als ich …». Bei den kleinen, unbedeutenden Dingen das Alltags ist das kein Problem, vor allem, wenn sich beide Seiten dessen bewusst sind. Wird es aber zum Muster des Ausweichens, leidet langfristig jede Beziehung darunter.
Authentische, lösungsorientierte Kommunikation beinhaltet auch das Ansprechen von Konflikten. Beides ist eine hohe Kunst, die im Laufe eines Lebens erworben werden muss und unsere Persönlichkeit prägt.
Zu guter Letzt: Der Sprechende sollte immer auch an den Zuhörenden denken! Dann sind wir im Austausch.