ERFAHRUNGEN UND GEDANKEN AUS MEINEM ALLTAG



Die Gedanken, die Sie hier lesen, sind als buntes Puzzle zu verstehen. Es sind Auszüge aus unzähligen Gesprächen mit Kindern, Jugendlichen, Eltern, Lehrpersonen und Fachleuten. Und es sind Erfahrungen aus meinem Arbeitsalltag.

Vielleicht beantwortet das eine oder andere Thema eine Frage, die Sie gerade beschäftigt.  Das würde mich freuen. Vielleicht tauchen weitere Fragen auf, dann zögern Sie nicht, mir diese zu stellen. In manchen Texten werden Sie durchaus ein Schmunzeln oder Augenzwinkern meinerseits heraushören. Weil ich finde, Menschen und Situationen ernst zu nehmen, schliesst Humor und Glück nicht aus.

Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen.

Herzlich
Anita Ganzoni

Das ABC des Lernens: U wie unvernünftig, unbewusst und unerreichbar sein

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Das ABC des Lernens: U wie unvernünftig, unbewusst und unerreichbar sein

Die Vorsilbe un- verheisst selten etwas Gutes: Worte wie Unglück, Unsicherheit oder Unverständnis beschreiben das, was wir vermeiden wollen. Trotzdem ist unser Alltag von unbewussten Handlungen geprägt, und Unvernunft kann gerade für Jugendliche langfristig zu Stärke, Autonomie und einem gelingenden Ablöseprozess führen.

U wie

• unvernünftig
Das Gehirn ist während der Pubertät einem grossen Umbau ausgesetzt: So sind Fähigkeiten wie das vorausschauende Denken, Abwägen von Risiken, die Impulskontrolle und das besonnene Planen erschwert. Grund dafür ist die späte Reifung der dafür verantwortlichen Hirnregion (präfrontaler Kortex). Folglich ist in dieser Entwicklungszeit die Risikobereitschaft besonders hoch und Vernunftentscheide sind bei manchen Jugendlichen eher die Ausnahme, der Einfluss von Gleichaltrigen hingegen ist besonders stark.

Wie wichtig Irrationalität, Mutproben und Trotz sein können, beschreibt die Psychologin Corinna Hartmann in einem ihrer Artikel. Sie stellt fest, dass Unvernunft kreativ mache, das Entwicklungspotenzial fördere und die Attraktivität erhöhe. Für Teenager sind dies keine unwesentlichen Faktoren. «Unvernunft beweist uns, dass wir frei sind“, so Hartmann.

Der Wunsch nach Selbstbestimmung, die Bereitschaft, Risiken einzugehen und eigenen Überzeugungen zu folgen, ermöglicht es den Jugendlichen, sich besser von der Sicherheit der Familie zu lösen und Selbstvertrauen aufzubauen. Sie werden selbstwirksam und machen wichtige Entwicklungsschritte.

Und vergessen wir dabei nicht: Entdecker:innen, Erfinder:innen, Wissenschaftler:innen, Kunstschaffende und Führungspersönlichkeiten sind oft Wege gegangen, die nicht den gesellschaftlichen Vorgaben entsprochen haben. Es war wohl vielmehr der Grund, weshalb sie Neues schufen und Grosses leisteten.

Der Weg dahin kann aber unter Umständen etwas gefährlich sein. So sollten wir Erwachsene die Jugendlichen einerseits in ihrem Mut bestärken, andererseits aber auch präsent sein und gut hinschauen. Denn, sollte es sich um Selbst- oder Fremdgefährdung oder um ein Krankheitsbild handeln, brauchen sie das vernünftige Denken und Handeln der Erwachsenen

• unbewusst
Zu Beginn findet das Lernen ausschliesslich unbewusst statt: durch nachahmen, beobachten, ausprobieren, interpretieren, reagieren. Und irgendwann tun wir, was wir immer tun. Wir schöpfen aus unserem Werkzeugkasten, den wir mit unseren Einschätzungen, Reaktionsmustern und Handlungsoptionen gefüllt haben. Zeigen sich diese Ressourcen als zielführend und zufriedenstellend, ist das optimal. Dann ermöglichen sie uns, erfüllende Beziehungen zu leben, Lernschritte zu machen und effizient mit Herausforderungen umzugehen.

Es kann aber auch sein, dass wir immer wieder an dieselben Grenzen stossen, immer wieder ähnliche Konflikte austragen, über ähnliche Probleme stolpern. Dann sollten wir unser unbewusstes Tun analysieren. Doch wie können wir unsere unbewussten Handlungen verändern?

Wendy Woods spricht in ihrem Buch «Good Habits, Bad Habits» von der kognitiven Kontrolle. Wir müssen unsere Gewohnheiten analysieren und wenn nötig durch bewusstes Handeln und Kontrollieren ersetzen. Es ist ein aktiver, mitunter auch anstrengender Prozess, in dem wir unsere gewünschten Handlungen zu neuen Gewohnheiten werden lassen. Wir müssen sie automatisieren, in unseren Alltag integrieren. Dabei sollten wir nicht zu viel Energie in das investieren, was wir nicht mehr tun wollen. Viel wichtiger ist das Formulieren dessen, wie unsere neue, wünschenswerte Gewohnheit aussehen soll.

Verfügen wir über gute Lerngewohnheiten und sind wir bereit, sie immer wieder zu überprüfen, wenn nötig neuen Situationen anzupassen, so werden wir bestimmt unsere Ziele erreichen.

• unerreichbar sein
Wir sind ständig im Austausch, mit Menschen, vielleicht mehr noch mit Medien. Dabei geht allzu gern vergessen, wie wichtig Pausen sind. Auch jene der Erreichbarkeit.

Unerreichbar zu sein gibt den Gehirnzellen Zeit, das zu verarbeiten, was wichtig ist, was wir festhalten wollen. Insbesondere das Lernen erfordert Zeit, Ruhe und Konzentration, ebenso das Abspeichern. Bewusste Medienpausen und Entspannungsmomente können daher Lernprozesse sehr unterstützen und festigen.

Beratung & Lerntherapie
Anita Ganzoni
Dorf 10
CH-9053 Teufen

T +41 79 373 99 73
info@anita-ganzoni.ch


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